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Coronakrise – und was wir daraus lernen

Die Coronakrise verschiebt unsere Sichtweisen auf persönlicher wie gesellschaftlicher Ebene. Kommentar von Syna-Präsident Arno Kerst. 

Von morgens früh bis abends spät, in fast allen Lebensbereichen, weltweit: «Corona, Corona, Corona». Das Virus und die Massnahmen zum Schutz vor Ansteckung lassen uns alle um Gesundheit, Arbeit und Erwerbseinkommen bangen. Für viele Frauen und Männer bedeutet die Coronakrise, dass der Weg zur Arbeit in fast leeren Zügen stattfindet oder sich vom Küchen- zum Stubentisch verkürzt hat. Nur dass sich dort vielleicht schon die Kinder ausgebreitet haben, sodass Homeoffice und Homeschooling aneinander vorbei organisiert werden müssen.

Vereinbarkeit als Corona-Opfer? 

Während die Menschen im öffentlichen Raum und am Arbeitsplatz voneinander abrücken und sich im Distanzhalten üben, ist in den eigenen vier Wänden der Familien das Gegenteil der Fall. Die Wohnungen berufstätiger Eltern sind zugleich Arbeitsstätte und Schulhaus, Kantine und Pausenplatz, Konferenzraum und Spielzimmer. Da kann es schon mal eng, stressig und laut werden!
Der schweizweite Praxistest zeigt mit aller Deutlichkeit: Homeoffice ist für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie kein Patentrezept. Schlimmer noch: Kinderbetreuungsangebote wie Horte und Krippen sind wegen der oft fehlenden finanziellen Unterstützung in ihrer Existenz bedroht.
Diese grossen wirtschaftlichen Herausforderungen dürfen nicht dazu führen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wieder verloren geht – auf Kosten der Gleichstellung, auf dem Buckel der Frauen! Kinderbetreuungsangebote müssen unterstützt und ausgebaut werden. Denn von einer guten Vereinbarkeit profitieren nicht nur die Eltern und ihre Kinder, sondern auch Arbeitgeber, die ganze Gesellschaft! 

Gesund werden braucht Regeln! 

Die Coronakrise verschiebt unsere Sichtweisen auf persönlicher wie gesellschaftlicher Ebene. Sie erzwingt und ermöglicht auch Veränderungen: Solidarität ist nicht mehr ein Fremdwort aus der gewerkschaftlichen Mottenkiste, sondern beim Einkauf für die betagte Nachbarin erlebbar. An Ostern wurden bisher unentdeckte Wege in der nächsten Umgebung begangen anstatt am Gotthard im Stau gestanden. Erntehelfer, Lebensmittelverkäuferinnen, Paketpöstler und Pflegepersonal bekommen Applaus – und hoffentlich mit besseren Lohn- und Arbeitsbedingungen auch künftig die längst fällige Anerkennung.
Und für alle augenfällig: Der Markt regelt nicht alles! Das Gesundheitswesen ausschliesslich dem Spiel von Angebot und Nachfrage zu überlassen, ist nicht nur ungesund, sondern selbstmörderisch. Bei der Pandemievorsorge auf die unsichtbare Hand des Marktes zu vertrauen, ist blauäugig. Den Service public zu privatisieren oder die Sozialversicherungen tot zu sparen, ist unverantwortlich!

Was bei der gemeinsamen Bewältigung der Coronakrise praktiziert wird, gilt ebenso für die Mega-Herausforderung Klimawandel: Die Marktwirtschaft muss durch politische Vorgaben und Regeln gezügelt werden. Das Gemeinwohl und die Gesundheit von Mensch und Natur müssen vor das Profitstreben gestellt werden.
Dafür setzen wir uns ein. Jetzt erst recht! 

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